der über den weltweiten Ersatzteileversand die passende Ersatzscheibe besorgte und über Heathrow einfliegen ließ. Dies dauerte allerdings vier Tage an denen wir die arme, geflickte Delicia während unserer Ausflüge nach London mit mulmigem Gefühl im Bauch unter der CCTV-Kamera des Bahnhofs von Tunbridge Wells parkten und mit einer Krückstock-Sicherung gegen den Totaldiebstahl sicherten. Am fünften Tag nach dem Autoaufbruch baute uns der britische Mitsubishi-Händler endlich die über Heathrow eingeflogene Scheibe ein und Delicia war wieder fit für die zweite Hälfte des Urlaubs.
Unvergessen werden uns auch die Campingurlaube mit unserem Wohnwagen in Holland bleiben, schon allein deshalb, weil sich der Toilettenschlüssel des Campingplatzes in Nordwijkerhout, nachlässig auf dem Armaturenbrett von Delicia abgelegt, in die Tiefen der Lüftungsschlitze an der Frontscheibe davonmachte und uns fortan beim Fahren lustig aus Delicias Bauch klappernd an diese Episode erinnerte.
Bei Besuchen aus Übersee – unsere Freunde Rick und Lori aus USA sowie weitere Freunde aus Argentinien - fuhr Delicia uns alle klaglos in „see Europe in 5 days“-Touren bis nach Italien, durch ganz Deutschland, nach Frankreich. Bei Messeauftritten von Flyer Viajes y Turismo, die ich organisierte, war Delicia Mannschaftsbus (beim legendären Messestand 2003 auf der ITB in Berlin) oder bis unters Dach vollgestopfter Transporter (Ferienmesse Wien 2006, CBR 2004 und 2006 München). Für unser kleines Medienunternehmen, dass ich mit Freunden ins Leben gerufen hatte, wurde Delicia kurzerhand zum Aufzeichnungs- und Übertragungswagen umgebaut, um Aufzeichnungen von öffentlichen Veranstaltungen live zu editeren und für die Post Production aufzuzeichnen. Ab und zu zog Delicia auch Fahrzeuge aus dem Straßengraben, das schwerste Fahrzeug, dass sie aus einer schlammigen Wiese mit Allrad und Untersetzung zurück auf die Straße brachte, war ein vollgeladener Mercedes Sprinter.
Als unsere Mädels ins Führerscheinalter kamen, durften sie Delicia im Rahmen des begleiteten Fahrens – Führerschein mit 17 – unter Begleitung von Mama oder Papa durch die Gegend steuern und sich ihre ersten Sporen im Straßenverkehr verdienen. Unvergessen wird unserer Jüngsten die „Magical Mysterie Tour“ mit Delicia bleiben, die sie an ihrem 18. Geburtstag auf eine Geburtstagsschnitzeljagd durch den Landkreis führte, an dessen Ende ihr erster eigener Wagen in einer Garage versteckt auf sie wartete.
Delicia war nun schon ein wenig in die Jahre gekommen und hatte selbst die 20 schon gerissen – dementsprechend groß war der Wartungsaufwand, der anstand. Auch die vielen salzreichen oberfänkischen Winter hatten an ihrem Blechkleid gezehrt, und der Rost blühte an vielen Stellen. Hätten wir sie nachhaltig für die Zukunft bewahren wollen, so hätte dies eine Kosteninvestition bedeutet, die den Wert eines Kleinwagens gleichgekommen wäre. So trennten wir und schweren Herzens und unter Tränen nach fast 21 Jahren von unserem geliebten Allradbus, der uns zu einem Familienmitglied geworden war. Ein Trost war es dabei, dass der neue Besitzer, ein Gastronom aus dem Alpenland, nicht die Verschrottung, die Ausschlachtung oder gar den Export nach Afrika im Sinne hatte, sondern Delicia für den Transport der Gäste auf seine Alm und als Ergänzung für seinen baugleichen benzingetriebenen L300 Allradbus restaurieren wollte.
Wir wünschen unserer Delicia noch viele abenteuerreiche Jahre auf den Schotterwegen des bayrisch-österreichischen Alpenlands, einem Revier, in dem sie ihre Fähigkeiten noch viel besser unter Beweis stellen kann als bei uns.
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