Der alte Förster und die Neuzeit
Der Förster heim vom Walde eilte, nach Haus', wo seine Alte weilte, wo er nebst seinem Hunde lebt, der selten noch die Lunte hebt.
Des Morgens seine Büchs' er faßte, auf Hasen und auf Füchs' er paßte, doch wieder kam er heute beim Nachhausgehn ohne Beute heim.
Einst fand das Wild zuweilen Mais; seit man durch Wälder meilenweis den Autobahn-Transfer gelegt, ist jeder Wald wie leergefegt.
Man überfährt den Has', die Igel, sieht nur von deren Aas die Hügel, vor Wut wird's ihm zuweilen heiß; den Wald er nicht zu heilen weiß.
Auch dräut dem Wald noch rauh'rer Segen, auf ihn fällt ständig sau'rer Regen; wo einst sich Raum zum Träumen bot, Waldsterben heut' den Bäumen droht.
Wie war's in einem heilen Wald doch früher schön zu weilen halt, wo du das Reh, das scheue siehst und froh auf Hirsch und Säue schießt.
Heut wird vom Wild er nicht mehr satt! Der alte Förster wirkt sehr matt, drum kehrt totmüd' zum Schlaf er heim, zu trocken Brot mit Haferschleim.
Der Druckverschluß
Die Flasche mit dem Druckverschluß macht dir vor jedem Schluck Verdruß. Man kann sie nur mit Druck verschließen, da muß ja jeder Schluck verdrießen.
Dem Zecher, der 'nen Schluck verträgt, die Lust am Trunk solch Druck verschlägt. Spar die verkrampften Posen dir und sauf in Zukunft Dosenbier.
Mäßig - aber regelmäßig.
Es sprach der Brauergilde Meister: "Milch ist nur was für milde Geister, wogegen Bier dem Streber leicht beruhigend über die Leber streicht.
Ich weiß, warum du eben lachtest, weil Bier du nie im Leben achtest. Spar' die verkrampften Posen dir, trink Flaschen-, Faß- und Dosenbier.
Es braucht doch niemand hier zu beben, der maßvoll weiß ein Bier zu heben. Du brauchst nicht abzuwinken dreist, nur weil du nicht zu trinken weißt.
Vielleicht vermag ein "Pils" zu Meißen den Säufer in die Milz zu beißen, der ohne Sinn - vom Hoffen satt - die Leber krankgesoffen hat.
Doch - wenn man drin sich schier nicht badet, steht fest, daß uns das Bier nicht schadet, drum wollen wir nicht eitel sein - komm - schenk dir auch ein Seidel ein!"
Ein Sechszeiler
Beim Köpfen mit dem Hackebeil bleibt meistens zwar die Backe heil, jedoch – was nützen heile Backen, wenn Henker mit dem Beile hacken, dies hat so mancher Tropf gekennt, den sie vom Rumpf den Kopf getrennt.
Ein Vierzeiler
Die schnellen Autos mit dem Stern fraßen die Kilometer auf den Fernstraßen. Deshalb begann ein wahres Jagen, nach gut erhalt’nen Jahreswagen.
Einige Zweizeiler
Der Wüstenfloh den Mohren beißt und solche Bisse bohren meist.
Der dämlichste Mulatte riecht, wenn wo 'ne tote Ratte liegt.
Die Filzlaus auch den Russen beißt, das merkt, wer dort in Bussen reist.
An Reiz gewinnt des Bayern "Akt" wenn "Sie" ihn bei den Eiern packt.
Dort hinten, wo Herr Simmel haust, ein Meteor vom Himmel saust.
Im Zugabteil ein Lümmel saß, der 'nen Roman von Simmel las.
Der Teakholz-Handel killt den Wald und macht auch alle Wilden kalt.
Der Komponist die Lieder macht, Der Busen aus dem Mieder lacht.
Wer kritisch heut die Erde mißt, erkennt, daß alles "merde" ist.
Ich find heut kaum noch was am Sport, viel eher hab ich Spaß am Wort.
Das Kind sich in die Windel krallt, fährst du mit ihm nach Grindelwald.
Die Ammerländer braten Kot, und nennen das dann "Katenbrot".
Die Spritze man zum Weiher fährt, daß man sich gegen's Feuer wehrt.
Nie wird in diesem Rumpelkasten je ein zufried'ner Kumpel rasten.
Er war in Kopenhagen Weber – jetzt handhabt er den Wagenheber.
Nie läßt der Graf von Rotenhahn ein Weib an seine Hoden ran.
Die Reime, die Herr Kohn ersann, nicht zeigen seinem Sohn er kann.
Ich zweifle stark, daß Tee von Salbei der rechte Drink auf einem Ball sei.
Du wirst mit deinem miesen Lachen nie Eindruck auf Elisen machen.
Der Mann dem Sarg in Trauer folgt, wenn einer ihm die Frau erdolcht.
Man läßt vom Saft der Reben leicht, wenn's Geld nicht mal zum Leben reicht.
Bei dem Durst, den mein Kläuschen hat, versäuft er noch sein Häuschen glatt.
Ins Grab August der Starke sank – sein Leichnam aus dem Sarge stank.
Was zuckst du mit den Wimpern, Bill? Du siehst doch, daß ich pimpern will!
Wenn's Vieh sich in der Halle staut, der Knecht die Magd im Stalle haut.
Ein Mensch, der auf Tomaten scheißt, hat selbst davon den Schaden meist.
Ich weiß, wie du an Loden hängst, er wärmt dir deine Hoden längst.
Der Fußball-Sieg von Wattenscheid stellt alles in den Schatten weit.
Zu Richard Wagner's Meisterklängen die Tischler ihren Kleister mengen.
Der Fuchs den Hund beim Wildern beißt, wie man's uns oft auf Bildern weist.
Fängt Liebesfreud' dir an zu mangeln, wird's Zeit, dir einen Mann zu angeln.
Voll Freud' er von den Russen schied, und kehrte heim nach Schussenried.
Fakire gern auf Scherben sitzen. Kroaten sich vor Serben schützen.
Der Holzknecht trinkt auf weiter Schneise mit gutem Durst die "Schneider-Weiße".
Ein Hund fängt in der Eisenbahn oft ohne Grund zu beißen an.
Der Sonne Glut den Rasen heizt, was wohl so manchen Hasen reizt.
Sein Teleskop nicht ferne stand, mit dem er neue Sterne fand.
Des Schüttelns sei ein Ende hier, sonst zittern noch die Hände "Ihr".
© Heiner Vogel
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