[ Original und Parodie ]

Frauen machen Geschichte(n)


Schicksal Heinrich des Achten

Gedicht von E. R.

In Engelland, das seinen Namen
Nicht wohl den engelhaften Damen
Verdankt, die dort herangewachsen,
Vielmehr dem Volk der Angelsachsen,
Herrscht' jener Heinerich der Achte,
Der sich aus Weibern nicht viel machte,
Sobald, und dies gelang ihm leicht,
Bei ihnen er sein Ziel erreicht.
Er teilte anfangs Bett und Thron
Mit Katharina Aragon. Bald drauf nur
mehr den Thron, und schließlich
Ward ihm auch dieses zu verdrießlich.
Bezog der Liebe hohe Schulen
Dann buhlend mit der Anna Boleyn,
Doch plötzlich, müde ihrer Süße,
Legt' er den Kopf ihr vor die Füße;
Nahm eine dritte sich, Johanna,
Als vierte wieder eine Anna;
Doch schien ihm keine was zu taugen.
Dann aber macht' ihm schöne Augen
Kathrina Howard, und er nahm sie,
Sah jedoch bald, daß ohne Scham sie
Die Augen, leicht und lebensfroh,
Den andern machte ebenso,
Und jeder Junker mit ihr junkte.
Er war sehr heikel in dem Punkte,
Weil er nicht ohne Recht sich dachte:
Bin ich als Heinrich schon der Achte,
Will ich, daß bei der Königin
Der erste ich und einzige bin.
Und um zu wissen sonnenklar,
Daß mindestens er der letzte war,
Macht er nicht weiter viel Geschichten,
Befahl kurzweg, sie hinzurichten.
Ihn selbst berührte das nicht weiter,
Kaum daß sie tot war, sprach er heiter:
"Versuchen wir einmal die nächste!"
Es war schon immerhin die sechste.
Es holte sich der alte Narr
Die Witwe Katharina Parr;
Die hat dann seinen Tod erlauert,
Ihn zwar nicht be-, doch überdauert.

© E. R.

 


Hier nun die Parodie von Heinrich Vogel:

Heinrich der Achte und die Frauen

Als König Heinrich sich – der Achte –
An seine erste Frau ran machte,
Glaubt' er, naiv noch, wie ein Kind,
Daß alle Weiber Engel sind,
Weil er den Namen Engelland
Auf's Weib bezogen miss verstand.
Drum brachte ihm auch jede Miss
Von A bis Z nur Ärgerniß.
Mit Numero eins in 18 Jahren,
Lag er sich städig in den Haaren,
Und als er mocht' sie nicht mehr leiden,
Ließ er fürs erste sich "nur" scheiden.
Nicht ganz so glimpflich gings der Zweiten,
Ihr ließ er gleich den Kopf abschneiden.
Die Dritte starb von selbst in Frieden,
Sie ist im Kindbett hingeschieden.
Die Vierte kam vorbei am Grab,
Weil er ihr nur den Laufpaß gab.
Die Fünfte hat ihn ungelogen
Von Vorn bis Hinten nur betrogen,
Was ihm Die Lust total verpatzte,
Bis schließlich ihm der Kragen platzte.
Weil damals man in seinem Lande
Die Guillotine noch nicht kannte,
Ließ mittels Schwert durch Hals und Nacken
Der Dame er den Kopf abhacken.
Er ward nicht klüger mit der Zeit
Und hat ein sechstes Mal gefreit,
Doch keinen Engel, wie er dachte,
Der arme Heinerich, der Achte.
Bei dieser Witwe, die er freite,
War er (angeblich) erst der Zweite,
Durch Häßlichkeit und Leibesvölle
Macht sie das Leben ihm zur Hölle.
Aus Gram hat er nur noch getrunken
Und ist vor ihr ins Grab gesunken.

M o r a l

Auch der, der's unentwegt probiert,
Wird immer wieder ausgeschmiert.

© Heiner Vogel

 

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