Von der Wiege bis zur Bahre
Liest ein Neuling Kommentare.
Kaum hat er etwas geschrieben,
wird’s als “Sau“ durch’s Dorf getrieben.
Seine messerscharfen Schlüsse
Sind für Kritiker taube Nüsse.
Findet Neues er durch Fleiß,
Kommt einer, der es besser weiß.
Der zerpflückt sein Exposé,
Sagt, das wäre alter Schnee,
Oder, was noch eher wahrscheinlich,
Er verreißt es hochnotpeinlich.
Klar, daß es am nächsten Tag
Schon kein Schwein mehr lesen mag.
Kein Verlag wagt, es zu drucken,
Sinnlos wär es, aufzumucken.
Der Autor, solcherart mißhandelt,
Rast, weil man sein Werk verschandelt.
Kritiker, die selbst nichts schreiben,
Droh’n zum Wahnsinn ihn zu treiben.
Er wünscht ihnen Blitz und Hagel,
Und hängt das Schreiben an den Nagel.
© Heiner Vogel
