Ein Bauer aus dem bayreuther Umland kam einmal in die Stadt und schlenderte staunend über den Marktplatz, und als er an der Mohren-Apotheke vorbei kam, da stand der Apotheker unter der Türe, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Der Bauer trat an ihn heran und fragte ihn:
„Wos halt’ denn ihr faal in eiern Lood’n?“
„Maulaffen“, raunzte der Apotheker ihn an.
Der Bauer überlegte einen Moment, dann sagte er:
„Do migt’er a scheens G’schäft mach’n, wall d’er bluß nuch an in der Auslooch habt!“
Der biedere Landbewohner flanierte weiter durch die Stadt, ging durch die Sophienstraße, durchlief die Friedrichstraße und kam zu dem Platz, wo damals gerade das Humanistische Gymnasiun gebaut wurde, dort blieb er stehen und bestaunte das entstehende Gebäude. Als er genug gesehen hatte, fragte er den Maurers-Polier:
„Wos werd denn des für a grußa Gebäulichkeit?“
„Des werd a Narr’nhaus für die Bauern!“ sagte der Polier.
Darauf entgegnete der Bauer schlagfertig:
„Des hobb i’ mer glei ’denkt, denn für die Städter wär’s gwieß zer klaa!“
Dann fragte er den Polier beherzt weiter aus:
„Etzert soogn Sa mer amoll, wos senn denn des für Figur’n do ob’m auf’m Grüst?“
„Des senn kaana Figur’n“, sagte der Polier, „des senn meine Maurer.“
„Des konn i’ net glaam“, sagte der Bauer.
Da pfiff der Polier auf seiner Trillerpfeife und rief: „Brotzeit!“
„Waaß Gott“, sprach der Bauer, „es senn Maurer – etzertla sicht mer’s ganz deitlich!“
Zwei andere Bauern gingen durch Bayreuth, und kamen an einen Laden, an dem zu lesen stand „Maniküre“ „Do gänga mer nei”, sagte der eine, und gesagt, getan, sie betraten den Laden, wo man ihnen manierlich die Hände wusch und die Fingernägel beschnitt.
Als sie bezahlt hatten, schlenderten sie weiter in Richtung Bahnhof und – siehe da – sie sahen einen anderen Laden, an dem geschrieben stand „Pediküre“. „Etzt bin i’ ober neigierig“, sagte der eine zu dem anderen, „wos des für a Gschäft is.“ Sie gingen also hinein, und man wusch ihnen säuberlich die Füße und schnitt ihnen hübsch artig die Zehennägel ab.
Nachdem sie auch hier ihre Schuldigkeit beglichen hatten, wanderten sie weiter in Richtung Festspielhügel und am Fuße dieses Hügels stand ein stattliches Gebäude, an dem stand in großen Buchstaben: “W A L K Ü R E”. ** „Doo brenga mich kaana zehn Gäul nei“ sagte der eine zum anderen, „Wer waaß denn, wos sa uns do drinna nuch allers abschneid’n wer’n!“
© Heiner Vogel
** Am Fuße des Festspielhügels befindet sich die bekannte Porzellanfabrik Walküre
Fortsetzung folgt ...
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